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Digitale Assets – Fluch oder Segen?

Digitale Assets – Fluch oder Segen?

Digitale Assets (= digitale Vermögenswerte) sind digitale Darstellungen von Werten, welche von keiner Zentralbank emittiert oder garantiert werden und nicht den gesetzlichen Status einer Währung oder von Geld besitzen. Digitale Assets existieren auf einer Blockchain in Form von Kryptowährungen, Kryptowertpapieren oder Security Tokens und werden in sogenannten Wallets aufbewahrt.

Seit ihrer Schaffung sorgen der Bitcoin und andere Kryptowährungen unter Anhängern und Kritikern für Debatten über deren Eigenschaften und deren Wert.

Der wirtschaftliche Nutzen einer Kryptowährung im täglichen Leben darf als unbedeutend bezeichnet werden. Hinter den traditionellen Währungen steht im Kern die Volkswirtschaft (die Wirtschaftsleistung) des jeweiligen Landes, was sich im Wechselkurs widerspiegelt. Ganz im Gegenteil dazu steht beim Bitcoin und den meisten Kryptowährungen auf der anderen Seite der Bilanz nichts, jedenfalls kein werthaltiges Aktivum, sondern einzig die spekulative Nachfrage weiterer möglicher Käufer sowie das begrenzte Angebot. Wir gehen deshalb nicht davon aus, dass Kryptowährungen die heutigen Fiat-Währungen ablösen werden. Der dezentralen Struktur der Kryptowährungen fehlt der Steuerungsmechanismus, um auf Wirtschaftszyklen reagieren zu können. Länder und Zentralbanken werden diesen Steuermechanismus nicht aus der Hand geben wollen und gegebenenfalls mit Verboten reagieren. Limitierte Kryptowährungen stehen denselben Herausforderungen wie Goldwährungen gegenüber. Sie wirken in einer wachsenden Wirtschaft deflationär und erhöhen die Arbeitslosigkeit.

Demnach sind Kryptowährungen genau wie Gold kein Geld, wie ursprünglich angestrebt, sondern eine «Alternative Anlageklasse».

Trotzdem gilt es, einen wichtigen Unterschied zu beachten: Gold dient vor allem dazu, die Risiken im Portfolio zu reduzieren, während Kryptowährungen die Risiken und Chancen und damit die Volatilität deutlich erhöhen. Gold hat im Krisenfall einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Bitcoin: Es ist ein materielles, greifbares Gut! Es ist zudem unzerstörbar und kann nicht künstlich hergestellt werden.

Da das Schürfen von Kryptowährungen komplexer wird, steigt der Energiebedarf für das Gewinnen eines Coins. In den letzten fünf Jahren hat sich der Strombedarf für das Schürfen verzehnfacht. Er liegt nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC aktuell bei über 129 Terawattstunden pro Jahr – und damit fast einen Drittel über dem Gesamtverbrauch der Schweiz. Etwa zwei Drittel des Stroms für das Schürfen von Bitcoins stammen laut den Vereinten Nationen aus fossilen Quellen. Bitcoin-Befürworter führen dagegen ins Feld, dass die Schürfung oft in Stromüberschusszeitfenster verlegt wird und so zur Netzwerkstabilität beiträgt und dass alternative Energieproduzenten schneller den Break-Even erreichen, wenn eine Bitcoin-Schürfung angehängt werden kann.

Weitere Risiken sind die Sicherheit von Kryptowährungs-Geldbörsen und die Verwendung von Kryptowährungen für illegale oder kriminelle Aktivitäten. Laut der EU-Strafverfolgungsbehörde Europol wird die illegale Verwendung von Kryptowährungen vor allem mit Geldwäsche, dem Onlinehandel mit illegalen Waren und Dienstleistungen sowie Betrug in Verbindung gebracht. Das Ausmass der unrechtmässigen Verwendung von Kryptowährungen wird mit unter 1% bezeichnet. Die Eignung von digitalen Assets für kriminelle Aktivitäten ergibt sich vor allem aus der fehlenden Regulierung der dezentralen Strukturen. Mit der zunehmenden Verbreitung ist davon auszugehen, dass die Regulierung zunimmt und der Missbrauch abnimmt.

Digitale Assets (BTC) im Anlageportfolio:
Diversifikation oder digitale Achterbahnfahrt?

In den letzten Jahren haben sich Kryptowährungen von einem digitalen Experiment zu einem globalen Anlagethema entwickelt. Im Jahr 2024 wurde in den USA mit der Zulassung von Krypto-ETFs eine Türe geöffnet, welche Anlegern den Zugang zu dieser Investition vereinfachte. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wurde dieser Anlageklasse noch zusätzlicher Sauerstoff zugeführt. Die Aussichten auf eine weitere Lockerung der Regulierungen sowie die mögliche Einführung einer Bitcoin-«Währungsreserve» in den USA, steigern das Vertrauen der Investoren.

Mit dem neuen Stablecoin-Gesetz («Genius-Act») will die USA die Finanzierung ihrer Verschuldungssituation neu strukturieren. Stablecoins sind digitale Assets mit Anbindung an einen Vermögenswert wie den USD. Eines der Ziele der USA im Zusammenhang mit Stablecoins ist, die Nachfrage nach US-Schulden zu erhöhen und damit die Zinsen zu senken. Stablecoins gelangen so in den Dienst einer schon jetzt nicht nachhaltigen Schuldenwirtschaft.

Wer sich als Anleger dafür entscheidet, Bitcoins zu kaufen, sollte sich über die Korrelation des Bitcoins zu verschiedenen Anlageklassen im Klaren sein. Diese Investition dürfte das Risiko des Portfolios erhöhen und in der Tendenz geht die Reise dann eher in Richtung digitaler Achterbahnfahrt.

Globale Geldmenge M2: Der Bitcoin weist eine hohe Korrelation zur globalen Geldmenge M2 auf. Eine steigende Geldmenge kann zu Inflation führen, was die Nachfrage nach begrenzt verfügbaren Anlagen wie den Bitcoin erhöht (Grafik).

Zinsen: Sinkende Zinsen haben einen positiven Einfluss auf den Bitcoin, weil dem Markt dadurch mehr Liquidität zugeführt wird und vice versa. Es besteht somit auch hier eine hohe Korrelation.

Aktienmarkt: Die Korrelation zu globalen Aktienmärkten ist begrenzt, erhöht sich aber jeweils bei starken Marktbewegungen.

Nasdaq 100 (Technologieaktien): Die Korrelation zu US-Technologieaktien ist auffällig hoch, speziell bei Marktoptimismus oder -pessimismus.

Gold: Insbesondere während wirtschaftlicher Unsicherheit oder hoher Marktvolatilität kann eine negative Korrelation auftreten: Anleger flüchten in Gold, während der Bitcoin an Wert verliert.

 

Gründe, wieso Kryptowährungen Teil der Asset Allocation in einem Portfolio sein können:

Kryptowährungen können aus mehreren Gründen Teil einer Asset Allocation sein:

Diversifikation: Kryptowährungen bieten eine Möglichkeit, das Portfolio zu diversifizieren. Sie korrelieren mehrheitlich nicht direkt mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen (Ausnahme: US-Technologiewerte).

Potenzial für zusätzliche Renditen: Historisch gesehen haben einige Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin und Ethereum signifikante Wertsteigerungen erfahren. Anleger, welche bereit sind ein erhöhtes Risiko einzugehen, könnten von diesen potenziellen Renditen profitieren.

Inflationsschutz: Im Gegensatz zu Fiat-Geld sind Kryptowährungen wie der Bitcoin in der Menge begrenzt (21 Mio.). Dies kann als Inflationsschutz dienen. Die unerbittliche Schuldenpolitik vieler Regierungen unterstützt diesen Trend.

Wachsendes Interesse und Akzeptanz: Die Akzeptanz von Kryptowährungen nimmt zu, sowohl bei institutionellen Investoren wie auch bei Kleininvestoren. Dadurch mehren sich in letzter Zeit die Anzeichen für eine zunehmende strukturelle Stabilität (weniger massive und weniger ausgeprägte Kursschwankungen) und dies könnte zukünftig zu vermehrter Nachfrage und damit Wertsteigerungen führen.

Flexibilität: Kryptowährungen können heute über Finanzprodukte (ETFs) und auch in Kontoform einfach gehandelt werden. Dies gibt Anlegern die Möglichkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren (= erleichterte Handelbarkeit).

Strategische Reserven der Notenbanken: Verschiedene Länder überlegen sich die Einrichtung einer strategischen Reserve in Bitcoin: USA, Japan, Naher Osten, Schwellenländer. Dies würde den Kurs des Bitcoins zusätzlich unterstützen.

Herausforderung und Risiken:

Volatilität: Kryptowährungen sind sehr volatil und können in sehr kurzer Zeit grosse Kursbewegungen erfahren. Dies kann das Risiko eines Portfolios erhöhen und ist ein wichtiger Aspekt, welcher bei der Asset Allocation berücksichtigt werden muss.

Regulatorische Unsicherheit: Der rechtliche Rahmen für Kryptowährungen ist weltweit noch nicht einheitlich geregelt, was zu Unsicherheiten führen kann. Änderungen in der Regulierung könnten den Wert und die Nutzung von Kryptowährungen beeinflussen.

Fehlende historische Daten: Kryptowährungen existieren erst seit weniger als 20 Jahren, was es schwierig macht, langfristige historische Daten für eine fundierte Analyse zu verwenden.

Hoher Energieverschleiss: Die grosse Energienachfrage von Kryptoanlagen und KI-Anwendungen könnten zu Energieknappheit führen, die entsprechende staatlichen Regulierungen zur Folge haben könnte.

Es ist wichtig, die Risiken zu berücksichtigen, welche mit Investitionen in Kryptowährungen verbunden sind. Je nach Risikoprofil des Anlegers, kann ein gewisser Anteil «Krypto» in einem dynamischen Portfolio vertretbar sein.

Eine Simulation (Grafik smzh) veranschaulicht, dass bereits eine geringe Beimischung von Bitcoin oder Ether die Dynamik eines 60/40-Portfolios wesentlich beeinflussen kann.

Ein Blick auf die Veränderung der Sharpe-Ratios verdeutlicht, dass sich die risikoadjustierte Rendite bei allen drei Simulationen (5% BTC, 5% ETH, 2.5% BTC/2.5% ETH) wesentlich verbessert. Ein höheres Sharpe-Ratio bedeutet, dass sich die Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko verbessert. Dies erlaubt es, Portfolios entlang der Effizienzkurve noch effektiver zu optimieren. Einen ähnlichen Anstieg im Sharpe-Ratio erhält man jedoch auch durch die Beimischung von Gold, für das zuverlässigere und langfristigere Datenreihen bestehen.

Die Invethos AG verwendet digitale Assets nicht als Portfoliobaustein in den Invethos-Vermögensverwaltungsmandaten. Die hat vor allem die folgenden Gründe:

  • Die Portfoliodiversifikationseffekte lassen sich auch mit Gold erzielen. Für Gold gibt es längere Datenreihen und ein nachhaltiger Abbau und Handel ist möglich.
  • Wir haben keine verlässlichen Bewertungsgrundlagen für Kryptowährungen. Der intrinsische Wert beträgt null und es ist auch kein Energiespeicher.
  • Kryptowährungen weisen eine sehr hohe Volatilität auf.
  • Mit Kryptowährungen ist eine regulatorische Unsicherheit verbunden. Wir gehen von einer zunehmenden Regulierung und damit auch Vereinnahmung durch Staaten und Zentralbanken aus.
  • Der Energieverbrauch ist zu hoch. Der Beitrag zur Netzwerkstabilität und zur Förderung erneuerbarer Energien müsste noch breiter nachgewiesen und umgesetzt werden.
  • Die fehlende Regulierung macht Kryptowährungen anfälliger für die Verwendung in kriminellen Kreisen. Dieser Punkt könnte sich noch ändern und ist eigentlich kein Wesensmerkmal von Kryptowährungen. Die Drogenmafia wir immer noch überwiegend in USD bezahlt.

Auf Kundenwunsch können Investitionen in Absprache mit unseren Kundenberatern z.B. via 21Shares-ETPs oder anderen Finanzprodukten getätigt werden.

Wir geben keine Prognosen für Kryptowährungen im Allgemeinen oder den Bitcoin im Speziellen ab. Mittels technischer Analysen (Charts) können gewissen Trends erkannt werden. Nach seinem Höhenflug über USD 100'000 zum Jahreswechsel 2024/25 hat der Kurs des Bitcoins nach einem Taucher unter USD 80'000 wieder Boden gefunden und erreichte anschliessend neue Höchstkurse um USD 112’000.

Längerfristig sind dem BTC und gewissen anderen Kryptowährungen kursmässig sowohl nach oben wie nach unten keine Grenzen gesetzt.

Die Invethos AG wird sich trotz dieser Einschätzung weiterhin mit der Entwicklung von digitalen Anlagen oder Kryptowährungen beschäftigen. Wir halten Neugierde für eine gute Eigenschaft und wir sehen im gegenwärtigen Finanz- und Währungssystem viele Schwächen. Die inflationäre Schuldenwirtschaft verlangt nach immer mehr Geld. Dieses Geld wird von Nationalbanken geschöpft, kommt aber selten bei denen an, die es nötig hätten, sondern zuerst bei den Banken (sog. «Cantillon-Effekt»). Dem Kreditgeld liegt zudem ein unerbittlicher Wachstumszwang inne, der die beschriebene Spirale am Laufen hält. Auch wenn wir nicht der Ansicht sind, dass Kryptowährungen das Fiat-Geld ablösen wird, so sind wir doch der Meinung, dass es zu grösseren Reformen kommen wird. In solchen Situationen ist es vorteilhaft, mit breitem Sehfeld durch die Welt zu navigieren.

 

Bildquelle:  Titelbild: Unsplash: Markus Winkler, Deutschland

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