Skip to main content Skip to page footer

Was ist das KGV?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV; englisch Price Earnings Ratio, PER oder P/E) ist in der Aktienanalyse und der Fundamentalanalyse eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, bei welcher der Börsenkurs einer Aktie dem "Gewinn je Aktie" (Jahresgewinn/ausstehende Aktien) gegenübergestellt wird. Diese Kennzahl ist relativ einfach zu berechnen, weshalb sie unter Börsianern auch sehr beliebt ist. Doch was sagt sie aus und gibt es verschiedene Kurs-Gewinn-Verhältnisse einer Aktie? Diese und weitere Fragen wollen wir ihnen anhand dieses Blogs in verständlicher Form näherbringen.

Die Börsen korrigieren im Herbst 2022 weiter. Eine der meistgestellten Fragen an Börsenprofis ist, wie weit die Börsen noch sinken werden, um so den idealen Zeitpunkt zu finden, um wieder vermehrt in den Aktienmarkt zu investieren. Das KGV wird oft als Indikator zu Hilfe genommen, um zu sehen, ob der Aktienmarkt oder einzelne Aktien günstig oder teuer sind. Abgesehen davon, dass niemand weiss, wann die Börsen genau den Tiefpunkt erreicht haben, greift diese vereinfachte Sicht auch aus anderen Gründen zu kurz.

 

Wer berechnet man das KGV, respektive die Gewinne der Unternehmungen?

Mittlerweile ist es Usanz, dass kotierte Firmen ihren Investoren einen Ausblick, auf die von ihnen erwarteten Gewinne und Umsätze gibt. Die Firmen sind so die Vorreiter von Bank-Analysten. Oft nehmen diese die erwähnten Ausblicke als Basis um die eigenen bankinternen Schätzungen anzupassen. Dieses sogenannte Sekundärresearch der Banken führt meist zu einer Studie über die entsprechende Firma und einer konkreten Empfehlung für ihre Kunden zum Kauf oder Verkauf der entsprechenden Aktie. In den meisten Studien werden dann die so ausgerechneten KGV prominent dargestellt. Ob solches Research anhand der verschiedenen Interessen der Banken auch unabhängig ist, darf angezweifelt werden.

Berechnungsbeispiel KGV: Aktienkurs: CHF 75; Gewinn pro Aktie: CHF 5

Formel: 75 / 5 = 15 KGV

 

Historisches KGV

Das historische KGV ist relativ einfach zu berechnen und führt an einem bestimmten Zeitpunkt berechnet, immer zum selben Ergebnis. Es setzt den letzten bekannten Gewinn in das Verhältnis zum heutigen Aktienkurs.

 

Vorwärts gerichtetes KGV

Das vorwärts gerichtete KGV ist in der Berechnung analog. Das Erschwerende hierbei ist, dass man mit zukünftigen Gewinnen rechnet. Wie der Gewinn einer Firma im aktuellen oder sogar im nächsten Jahr ausfallen wird, kann jedoch niemand genau vorhersagen.

Vereinfacht gesagt gilt bei beiden: Je höher das KGV, desto unattraktiver ist die Bewertung. Allerdings funktioniert das KGV schlecht, wenn der Gewinn sehr rasch wächst. Auch sagt die Kennzahl nichts darüber aus, wie gross das Risiko eines Gewinneinbruchs ist.

 

Shiller KGV

Diese Kennzahl wurde nach dem amerikanischen Ökonomen und Nobelpreisträger Robert J. Shiller benannt, der unter anderem die Dotcom-Krise und die Finanzkrise richtig vorausgesagt hat. Das Shiller-KGV wird auch Zehn-Jahres-KGV oder Cape (Cyclical adjusted price earnings) genannt. Der Grund: Robert Shiller nutzt als Berechnungsbasis nicht den für das laufende Jahr erwarteten oder im vergangenen Jahr erreichten Gewinn, sondern den inflationsbereinigten mittleren Gewinn der vergangenen zehn Jahre. Diese Methode bezweckt, konjunkturelle Gewinnschwankungen der Unternehmungen über einen Konjunkturzyklus zu glätten. Wie für das traditionelle KGV gilt auch für das Shiller-KGV: Je niedriger es ist, desto günstiger ist eine Aktie.-> Link

Quelle: Barclays, Bloomberg, themarket.ch

Das aktuelle Shiller-KGV des Schweizer Marktes liegt bei ungefähr 23 und entspricht damit dem mehrjährigen Median gemäss obiger Darstellung.(Median: Der Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt, nennt sich Median oder Zentralwert. Die eine Hälfte aller Individualdaten ist immer kleiner, die andere größer als der Median. Bei einer geraden Anzahl von Individualdaten ist der Median die Hälfte der Summe der beiden in der Mitte liegenden Werte.)

 

Ist eine Aktie A mit einem KGV von 9 billiger als eine Aktie B mit einem KGV 25?

Die simple Antwort zu dieser Frage wäre: Ja! In einer auf diese Zahl isolierten Betrachtung ist das effektiv so. Das KGV von 9 der Aktie A bedeutet, dass Investoren nur neun Jahre warten müssen, bis sie ihre Investition durch die erwarteten konstanten Gewinne «zurückerhalten» haben. Im Falle des KGV von 25 der Aktie B wären das 25 Jahre. Es stellt sich somit die Frage, warum es Investoren gibt, die bereit sind, Aktie B zu kaufen? Die vollumfängliche Beantwortung dieser Frage würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Um sie zumindest ansatzweise zu beantworten, dienen als Beispiel die aktuellen Kennzahlen von Sika und Holcim von Ende September 2022:

Offenbar existieren für Investoren von Sika zusätzliche Gründe für ihr Engagement, als nur die reine Höhe des KGV. Somit wird ersichtlich, dass das KGV auch seine Limiten und Schwachpunkte hat. Einer davon ist, dass der Gewinn einer Firma «manipulierbar» ist. Der Gewinn ist beim KGV zentral. Wie hoch aber beispielsweise die getätigten Rückstellungen und Abschreibungen sind, ist erstens nicht immer stetig und zweitens direkt mit dem Gewinn einer Firma verbunden. Zusätzlich sollte man auch den Cashflow pro Aktie, welcher diese beiden Elemente eliminiert, betrachten.

Worüber das KGV auch keine Information wiedergibt, ist zudem die Rentabilität des eingesetzten Kapitals der beiden Firmen. Die Investoren von Sika erwarten wahrscheinlich, dass die Firma in Zukunft eine höhere Rendite auf dem investierten Kapital erwirtschaftet als das Holcim tut und sind somit bereit, ein höheres KGV zu bezahlen. Das erwartete Wachstum spielt deshalb eine wichtige Rolle. Stark wachsenden Firmen können ein höheres gegenwärtiges KGV ausweisen, ohne dass man daraus gleich den Schluss einer Überbewertung ziehen muss. Auch hier kommt das KGV als alleinige Kennzahl an seine Grenzen.

Weitere Beispiele, in denen das KGV allein betrachtet wenig hilfreich ist, sind Themen wie: Managementqualität- und -kontinuität, immaterielle Werte, Höhe der Kapitalkosten, Bilanzqualität oder auch Dividendenpolitik.

 

Zusammenfassung:

Wann eine Aktie günstig ist und wann eher nicht, ist mit dem KGV allein nicht abschliessend zu beantworten. Eine Aktieninvestition allein aufgrund des KGV zu tätigen, ist somit sehr riskant und nicht zu empfehlen. Das KGV hat den Vorteil, dass es einen ersten schnellen Anhaltspunkt über eine Aktie gibt. Schon einen zusätzlichen Mehrwert generieren Investoren, indem sie das Shiller-KGV zu Hilfe zu nehmen, um den Überblick über die Veränderung des KGV über einen mehrjährigen Zyklus zu erhalten. Dies ist jedoch schon mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. Ein Aktieninvestor wird nicht darum herumkommen, unter anderem die Rentabilität, die Wachstumsaussichten und die Bilanzqualität der Firma ebenfalls zu analysieren, um ein Gesamtbild zu erhalten. Und wie immer bei Aktienkäufen gilt, einen genügend langen Anlagehorizont einzukalkulieren, gemäss der Aussage des Value-Investors Warren Buffet:

«Wenn Du nicht bereit bist, eine Aktie für zehn Jahre zu halten, solltest Du auch nicht darüber nachdenken, sie für zehn Minuten zu besitzen.»

 

 

 

Wir beraten natürliche und juristische Personen in allen Rechtsfragen und sind ein Pionier für Impact Investitionen, welche ein Teil unserer unternehmerischen Identität sind.

✓ aufwandbasierte Gebühren

✓ Impact Investments

✓ Vermeidung von Interessenkonflikten

✓ Überblick über das Gesamtvermögen