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Strukturierte Produkte – was hat das Thema in sich?

Strukturierte Produkte sind Finanzinstrumente, die aus einer Kombination verschiedener Anlageinstrumente wie Aktien, Anleihen, Optionen oder Futures gebildet werden. Sie werden oft von Banken und Finanzinstituten angeboten und sind in der Regel auf spezifische Anlagebedürfnisse und -strategien zugeschnitten. Die Vorteile von strukturierten Produkten liegen darin, dass sich durch eine Kombination von verschiedenen Anlageprodukten bestimmte Markterwartungen und Risiken abbilden lassen. Die Nachteile von strukturierten Produkten liegen oft darin, dass Aufbau und Funktionsweise komplex sind. Ebenso sind die Kosten kaum je transparent ausgewiesen. Damit strukturierte Produkte sinnvoll zum Einsatz gelangen, sind vorgängig die folgenden Parameter zu klären und zu definieren:

  1. Welche Markterwartungen habe ich als Anleger oder Anlegerin und wie möchte ich diese abbilden?
  2. Kann ich diese Markterwartungen mit einem strukturierten Produkt besser abbilden als durch Direktanlagen?
  3. Verstehe ich die Komponenten des Produktes?
  4. Verstehe ich die Wirkung des Produktes (Pay-Out, möglicher Ertrag, Rendite und Risiken)?


Der Einsatz eines strukturierten Produktes lässt sich am besten an einem konkreten Beispiel aufzeigen:

Der Barrier Reverse Convertible (kurz auch BRC genannt) vereinigt folgende Eigenschaften in sich:

  1. Welche Markterwartung liegt dem BRC zugrunde?
    Der Anleger oder die Anlegerin erwartet bei einem BRC, dass ich der zugrunde liegende Basiswert seitwärts- oder leicht fallend entwickelt.

  2. Eignet sich der BRC zur Abbildung dieser Markterwartung besser als Direktanlagen?
    Entwickeln sich die Börsen seitwärts, bringen Direktanlagen keinen unmittelbaren Gewinn. Ein solcher ist nur möglich in der Kombination mit derivativen Produkten. Das BRC kombiniert die Direktanlage mit einem derivativen Produkt, bei dem die Prämien und die Pay-Out-Strukturen gut dargestellt werden können.

  3. Verstehe ich die Komponenten des Produktes?
    Es handelt sich dabei um ein strukturiertes Finanzprodukt, welches sich aus einer Obligation und einer Put-Option zusammensetzt, genauer gesagt um einen Zero Coupon Bond (Nullcoupon-Obligation) und dem Verkauf einer Down-and-in Put-Option auf den entsprechenden Basiswert. Bei einem Zero Coupon Bond handelt es sich um eine Obligation, auf die während der Laufzeit keine Zinsen gezahlt werden. Stattdessen wird das Entgelt für die Kapitalüberlassung (quasi der Zins) als Differenz zwischen dem Rückzahlungsbetrag (zum Beispiel CHF 1‘000) und einem tieferen Ausgabebetrag (zum Beispiel CHF 990) gewährt. Oder mit anderen Worten: Anstelle eines Coupons erhält der Anleger einen Preisabschlag auf den Nominalwert. Wie hoch der Discount ist, hängt neben dem allgemeinen Zinsniveau (risikoloser Zins) von der Bonität des
    Emittenten (Ausfallwahrscheinlichkeit) und damit von seinem Risikoaufschlag auf den risikolosen Zins (Credit Spread) ab. Generell gilt: Je besser die Bonität des Emittenten, desto geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit, umso geringer der Credit Spread – und umgekehrt.

    Bei einem Down-and-in-Put handelt es sich um eine Option, bei der zwei Marken relevant sind: Zum einen – wie bei jeder klassischen Put-Option – der Strike (Basispreis). Zum anderen ein darunter liegendes Kick-In-Level. Aus dem Verkauf der Down-and-in-Put-Option erzielt der Emittent eine Optionsprämie. Im Unterschied zu einer normalen Put-Option kann der Down-and-in-Put erst bei Erreichen des unter dem Strike liegenden Kick-in-Level ausgeübt werden. Wird er ausgeübt, muss der Investor die Titel zum höher liegenden Strike-Preis übernehmen.  Damit wirdauch klar, wie Barrier Reverse Convertibles zu ihrer Barriere gelangen: Das Kick-In-Level des Down-and-in-Puts stellt die Barriere dar.

  4. Verstehe ich die Wirkung des Produktes?
    Der BRC kombiniert einen zeichnet sich dadurch aus, dass Anleger bis zu einer bestimmten Schwellenwert des Basiswertes vor Kursverlusten geschützt sind. Mehr noch: Bewegt sich der Basiswert innerhalb einer vorher festgelegten Bandbreite, fällt der Gewinn höher aus als bei einer Direktanlage mit derselben Entwicklung. Dabei erhalten Anleger nach Ende einer vorher festgelegten Laufzeit auf jeden Fall einen festen Coupon zurückbezahlt. Das Nominal erhalten sie, wenn der Basiswert die Barriere nicht berührt oder unterschreitet. Passiert dies und notiert die Aktie per Verfall wieder über dem Ausübungspreis (Strike), erhalten sie das Nominal ebenfalls. Andererseits erfolgt entweder eine Lieferung von Aktien an den Inhaber des BRCs oder eine Barauszahlung, die vom Schlusskurs abhängt. Auch ein Barrier Reverse Convertible auf mehrere Basiswerte ist möglich. Dann ist in der Regel der Basiswert mit dem niedrigsten Kursverlauf ausschlaggebend. Das erhöhte Risiko wird in diesem Fall mit einem höheren Coupon belohnt. Man spricht dann von einem «Multi Barrier Reverse Convertible Produkt».

Vorteile von strukturierten Produkten können sein:

  1. Diversifikation: Durch die Kombination verschiedener Finanzinstrumente kann das Risiko eines Verlusts reduziert oder die Rendite erhöht werden. Beides zusammen geht jedoch nicht.
  2. Maßgeschneiderte Anlagestrategien: Strukturierte Produkte können auf spezifische Anlagebedürfnisse zugeschnitten werden, z.B. auf die Absicherung eines bestimmten Risikos oder die Erzielung einer bestimmten Rendite.
  3. Flexibilität: Strukturierte Produkte können auch vorzeitig an der Börse verkauft werden, was dem Anleger doch eine gewisse Flexibilität gibt.

Macht es Sinn und versteht ein Anleger die wichtigen Spezifikationen des Strukturierten Produktes – in diesem Fall des Barrier Reverse Convertibles? Sind die Chancen und Risiken klar und verständlich? Werden diese Fragen klar beantwortet und geklärt, ist der Einsatz eines SIP (Strukturierten Investmentprodukt) durchaus sinnvoll.

Es ist jedoch zu beachten, dass strukturierte Produkte teilweise  auch komplex sind und ein gewisses Verständnis von Finanzmärkten erfordern. Auch können sie mit höheren Kosten verbunden sein als einfachere Finanzprodukte. Anleger sollten daher sorgfältig abwägen, ob ein strukturiertes Produkt zu ihren Anlagezielen und -bedürfnissen passt.

Die Invethos AG berät Investoren/innen und ihre Kunden/innen gerne bei diesem Thema.

 

 

(Bild "strukturierte Produkte" von MENDO AG, Bern)

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